In ihrer abschließenden Bewertung fassten die Projektkoordinatoren die verschiedenen Projektergebnisse sowie die bei den diversen Demonstrationsgebäuden erzielten Energieeinsparungen zusammen. Darüber hinaus gaben sie einen umfassenden Überblick über das Schulungsmaterial und die verschiedenen Instrumente, die während der Projektlaufzeit entwickelt wurden sowie die Berichte und Richtlinien, die in der Projektphase erstellt wurden. Es ist gelungen, in der Öffentlichkeit großes Interesse an diesem Projekt wachzurufen, vor allem durch die Einrichtung der Website, die Veröffentlichung von Zeitschriftenartikeln, TV-Berichterstattung sowie durch Präsentationen im Rahmen von Konferenzen.
Ziel des Projekts "BRITA in PuBs" (Bringing Retrofit Innovation to Application in Public Buildings) war es, im öffentlichen Gebäudesektor die Marktdurchdringung innovativer und effektiver Lösungen zur energetischen Gebäudesanierung - und somit die Energieeffizienz von Gebäuden - zu erhöhen und den Einsatz erneuerbarer Energien unter geringfügigem Mehrkostenaufwand zu fördern.
Als das Konsortium aus 23 europäischen Partnern das Projekt im Jahre 2003 anstieß, geschah dies vor dem Hintergrund eines europaweit erhöhten Interesses an energieeffizienteren Gebäuden infolge der seinerzeit gerade vom Europäischen Parlament erlassenen Richtlinie zur Energieeffizienz von Gebäuden. Allerdings stand die Mehrheit der Eigentümer öffentlicher Gebäude dieser Richtlinie sehr skeptisch gegenüber, da zusätzlicher Investitionsaufwand für energiesparende Maßnahmen erwartet wurde.
Das Konsortium schlug vor, die Durchführung innovativer Sanierungsmaßnahmen an öffentlichen Gebäuden zu demonstrieren, da diese Art von Gebäuden sich quasi als Lokomotive eignet, um das allgemeine Bewusstsein für Energieeinsparungen zu erhöhen und die Gesellschaft im Umgang mit Energiefragen stärker zu sensibilisieren. Diese Gebäude werden tagtäglich von Menschen aller sozialen Schichten und aller Altersgruppen besucht und genutzt.
Nach 48 Monaten intensiver Projektarbeit sind wir nun der Ansicht, dass dieses Projekt mehr als erfolgreich war. Die Sanierungsmaßnahmen trugen dazu bei, den Gebäudeenergieverbrauch im Durchschnitt um mehr als den Faktor 2 zu senken. Gleichzeitig wurde die Nutzerzufriedenheit um mindestens den Faktor 2 verbessert. Die abschließenden Berechnungen der wirtschaftlichen Amortisationszeiten für die getätigten Investitionen (die durch die während der Projektlaufzeit stark gestiegenen Energiepreise beschleunigt wurden) ergaben eine Amortisierung der Kosten innerhalb von weniger als 20 Jahren. Die ökologische Amortisationszeit (die die für die Durchführung der Maßnahmen erforderlichen Energiekosten den erreichten Energieeinsparungen gegenüberstellt) beträgt den Berechnungen zufolge ungefähr 2 Jahre. Alle Beteiligten betonten, dass jegliche Bedenken, die sie noch zu Beginn des Projekts trugen, mittlerweile ausgeräumt sind und dass die energieeffiziente Sanierung öffentlicher Gebäude von den Kommunen heutzutage als ein absolutes Muss betrachtet wird.
Darüber hinaus erbrachte das Projekt auch noch vielfältigen Mehrwert für die Allgemeinheit. So wurden beispielsweise mehr als 30 Arbeitsinstrumente entwickelt, die die Routinearbeit bei der Verwaltung öffentlicher Gebäude erleichtern. Dazu gehören u.a. Informationsberichte über innovative Finanzierungspläne, eine Zusammenstellung von Richtlinien zur besseren Planung von Sanierungsmaßnahmen, verschiedene Informationsblätter (Blackboard Information Sheets) mit dem Ziel, das Nutzerverhalten positiv zu verändern, ein elektronisches Informationsinstrument sowie ein Benchmark-System und ein Instrumentarium zur Qualitätskontrolle (Quality Control Toolbox). Zusätzlich wurden noch Arbeitsmaterialien erstellt und Aus- bzw. Weiterbildungskurse konzipiert, so z. B. zur Weiterbildung von Gebäudemanagern oder als Aufbaustudiengang für Studierende verschiedener Fachrichtungen (z.B. Architektur). Alle diese Materialien stehen auf der Website des Projekts zum kostenlosen Download zur Verfügung. Das allgemeine Interesse ist sehr groß: ca. 10.000 Nutzer besuchen die Seite im Monat. Über 5.000 Dolumenten-Downloads jeden Monat belegen die erfolgreiche Nutzung der Projektseite www.brita-in-pubs.eu.
Doch nicht nur die mit dem Internet-Auftritt verbundenen Aktivitäten stoßen auf großes Interesse: Das Projekt hat in ganz Europa einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht, bis hin zur Spitze der EU-Kommission. Von drei Kommissaren kamen Anfragen zu Einzelheiten des Projekts. Mehrere Fernseh- und Radiosender (BBC, Euronews, Yaris) haben über die Projektergebnisse berichtet. Außerdem wurde das Projekt zu verschiedenen Konferenzen eingeladen und dort in Keynote-Beiträgen präsentiert. Hinzu kamen Veröffentlichungen in über 200 (Fach-)Zeitschriften während der Projektlaufzeit.
Alle Ergebnisse, die im Lauf dieser 4 Jahre erzielt wurden, sind im Abschlussbericht zusammengefasst, der ebenfalls von der Projekt-Website heruntergeladen werden kann. Mit dem BRITA-in-PuBs-Projekt konnte erfolgreich eine Grundlage geschaffen werden, um in ganz Europa das Bewusstsein für innovative Lösungen zur Umsetzung energieeffizienter Gebäude-Sanierungsmaßnahmen zu erhöhen. Diese Aktivitäten müssen allerdings unbedingt weitergeführt werden: Demonstration an konkreten Beispielen bietet die zuverlässigste Methode zur Förderung von Innovationen.
Die Koordinatoren sprechen allen aktiv am Projekt beteiligten Mitarbeitern sowie den unterstützend beteiligten Mitarbeitern der EU-Administration ihren Dank aus und geben ihrer Hoffnung Ausdruck, dass bald weitere Schritte folgen werden, so in einem der nächsten DG TREN Projektaufrufe zur Demonstration von weiterentwickelten Konzepten zur hocheffizienten energetischen Sanierung öffentlicher Gebäude wie z.B. "Plus-Energie" oder "Zero-Emission" in ganz Europa. Auf diese Art wird 'BRITA in PuBs' weiterleben.
Hans Erhorn und Heike Erhorn-Kluttig
(für das BRITA-in-PuBs-Projektmanagement)
Download des Abschlussberichts (Publishable Final Activity Report)
hier.
Stuttgart, 19/08/2008
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP